Mein Baby/Kleinkind ist allergisch auf Milch, Eier und vieles mehr –
Was kann ich tun ?
Reaktionen nach Nahrungsmitteln sind bei Säuglingen und Kleinkindern häufig und werden oft als Nahrungsmittelallergie (fehl)interpretiert.
Studien haben aber gezeigt, dass eine wirkliche Nahrungsmittelallergie nur in ca. 1/3 der Fälle nachweisbar ist. Im 3. Lebensjahr kann nur bei ca. 5% der Kinder eine Lebensmittelallergie festgestellt werden.
Echte Allergien können schon beim voll gestillten Säugling auftreten, die Sensibilisierung erfolgt meist über die Nahrungsaufnahme.
Die Symptome sind vielfältig: vom leichten Nesselausschlag über Ekzeme (atopische Dermatitis) bis zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Alarmzeichen sind Wachstumsstörungen durch chronischen Durchfall und / oder Erbrechen und / oder Nahrungsverweigerung und / oder schwere Hautreaktionen.
Die Prognose ist in der Regel gut, die meisten Kinder entwickeln innerhalb weniger Jahre eine Toleranz. In den meisten Fällen ist ein Kind auch nur gegen ein oder max. zwei Nahrungsmittel allergisch, so dass trotz Meidung des Auslösers immer eine vollwertige Ernährung möglich ist, wenn auch manchmal mit höherem Aufwand verbunden.
Die hauptsächlichen Allergene sind Kuhmilch, Hühnerei, Erdnüsse, Soja und Weizen.
Kuhmilch ist der häufigste Allergieauslöser im Säuglingsalter ( 2-4% ), ca. 50% der kuhmilchallergischen Säuglinge entwickeln zusätzliche Nahrungsmittelallergien. Bis zum 5. Lebensjahr tolerieren um die 80% der Kinder Kuhmilch. Säuglinge mit gesicherter Kuhmilchallergie sollen bis zum vollendeten 12. Lebensmonat ein Kuhmilchproteinhydrolisat erhalten. Sojaersatzprodukte sind nur eingeschränkt empfehlenswert, ebenso Ziegen- und Schafsmilch aufgrund von Kreuzreaktivitäten. Wichtige Nährstoffe der Milch (Protein, Vitamin B2, Vitamin D, Fluor, Jod, Kalzium) sollen je nach Verträglichkeit, ergänzt werden.
Zu achten ist auf Fertigprodukte, die Kuhmilch enthalten können. Backen senkt die Allergenität, der Verzehr solcher Produkte kann eine Toleranz induzieren.
Hühnereiallergien sind im frühen Kindesalter häufig. Beschwerden treten oft in der 2. Hälfte des 1. Lebensjahres auf. Eine Toleranz entwickelt sich bei 2/3 der betroffenen Kinder bis zum Schulalter. Auch bei dieser Allergie wird verbackenes Hühnerei bei bis zu 70% der betroffenen Kinder gut vertragen.
Vorsicht vor Erdnüssen bei Baby und Kleinkind!
Erdnüsse lösen am häufigsten schwerste allergische Reaktionen aus. Die Prognose ist eher ungünstig da die Allergie in bis zu 75% bestehen bleibt.
Bei nachgewiesener Erdnußallergie bleibt nur die strikte Meidung ernußhaltiger Produkte. ABER bei alleiniger Sensibilisierung oder einer Toleranz sollen 1-2 mal pro Woche Erdnüsse gegessen werden um die Toleranz zu erhalten. Im täglichen Leben sind die Kennzeichnungen auf Lebensmitteln zu überprüfen aber mögliche Verunreinigungen prinzipiell ernußfreier Produkte werden damit nicht erfasst.
Sojaallergien entwickeln sich vor allem im 1. Lebensjahr, oft besteht nur eine Sensibilisierung ohne dass Symptome auftreten. Etwa 50% der Allergiker verlieren ihre Sojaallergie nach dem 7. Lebensjahr.
Weizen macht oft schon im 1. Lebensjahr Sensibilisierungen ohne klinische Symptome. Der Verlauf der Allergie ist recht gut, mit 12 Jahren hat sich die Allergie bei ca. 65% der Kinder verloren. Bei symptomatischen Kindern muß Weizen in jeder Verarbeitungsform gemieden und z.B. durch Roggen, Hafer oder Hirse ausgetauscht werden. Problematisch ist der Einkauf weizenfreier Produkte, auch glutenfrei bedeutet nicht weizenfrei.
Fazit - Nahrungsmittelallergien seltener wie angenommen
Zusammenfassend sind echte Nahrungsmittelallergien seltener wie allgemein angenommen. Bei Verdacht sollte eine Austestung erfolgen, meist durch eine diagnostische Diät und Provokation. Erst dann sollte ein bestimmtes Nahrungsmittel gemieden werden um dem Kind unnötige Ernährungsrestriktionen oder auch Fehlernährungen zu ersparen.